Pet clinic

Blutegel wurden bereits im Mittelalter genutzt, um "böses Blut" aus den Menschen zu entfernen und sie so von Krankheiten zu befreien. Zu dieser Zeit wurden sie so exzessiv genutzt, dass der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) in Mitteleuropa ausstarb. Seit den 1980er Jahren erfährt der kleine Blutsauger eine Renaissance. Ein nordamerikanischer Chirurg rettete einem Jungen das Ohr, das ihm ein Hund zuvor abgebissen hatte und trotz Annähens abzusterben drohte. Dank der Blutegel funktionierte die Blutversorgung des Ohres wieder, sodass es anwachsen konnte. Dafür verantwortlich sind die Inhaltsstoffe des Egelspeichels. Es werden 150 bis 200 verschiedene Substanzen in diesem Speichel vermutet.
Erst wenige konnten identifiziert und teilweise synthetisch hergestellt werden. Der bekannteste Stoff ist das Hirudin, das bereits als blutverdünnendes Medikament auf dem Markt ist. Im Blutegelspeichel finden sich jedoch noch weitere Stoffe, die blutverdünnend, gerinnungshemmend, gefäßweitend und entzündungs- sowie schmerzlindernd wirken. So zahlreich die Inhaltsstoffe des Speichels, so umfangreich sind auch die Einsatzgebiete für eine Therapie mit Blutegeln. Dabei werden die Blutegel an den Ort der bestehenden Symptome angesetzt und beginnen, dort Blut zu saugen. Währenddessen bringen sie ihren Speichel in die Wunde. Die schmerzstillenden Stoffe kommen sofort zur Wirkung, sodass der Biss je nach Körperregion nahezu schmerzfrei verläuft. Nach ca. 30 bis 60 Minuten lassen sich die Egel fallen und die Bisswunden werden verbunden. Es folgt eine Nachblutung, die durch die gerinnungshemmenden Speichelinhaltsstoffe mehrere Stunden anhält. Dieser Effekt ist sogar erwünscht, da die Region um die Bissstellen dadurch von Schlackestoffen befreit werden und "frisches" Blut nachfließen kann. Die gefäßweitenden Stoffe sorgen für eine gute Durchblutung der Region. Da im Speichel der Blutegel auch Stoffe enthalten sind, die die Durchlässigkeit des umliegenden Gewebes erhöhen, kann der Speichel mit seinen wertvollen Substanzen tief ins Gewebe eindringen. Dadurch kann eine Langzeitwirkung erreicht werden.